07.März2023
MA3 informiert | Aktuelle Themen

Was bedeutet die aktuelle Situation für Immobilien­suchende?



Die aktuelle Situation stellt viele Immobiliensuchende vor eine große Herausforderung. Lohnt es sich jetzt zu investieren? Wir klären die Kernfragen rund um diesen Punkt und geben Ihnen einen wertvollen Tipp mit an die Hand.
Wie geht es weiter mit den Zinsen?
Die europäische Zentralbank hält weiterhin an dem Kurs steigender Leitzinsen fest. Experten halten es für sehr wahrscheinlich, dass damit auch die Bauzinsen weiterhin ihren Aufwärtstrend beibehalten. Zwar fallen die Zinsschritte immer langsamer und bedachter aus, jedoch wird bereits im März der nächste Zinsschritt um 0,5% erwartet. Die gute Neuigkeit einer starken deutschen und europäischen Wirtschaft, die entgegen der Erwartungen bislang nicht in eine Rezession fällt, bestärkt die EZB in ihrem Kurs.

Einen Rückgang auf einem Zinsniveau vor Kriegsbeginn halten die meisten Banken daher auch mittelfristig für unwahrscheinlich. Die vorherrschende Politik der letzten Jahre mit enorm niedrigen Leitzinsen wird nun von vielen Fachleuten kritisch betrachtet, da dies zu überhöhten Preisen am Markt geführt hat.

Der Trend der Zinslage hängt natürlich auch von bisher unabsehbaren Faktoren ab. Hierzu zählen unter anderem der Kriegsverlauf in der Ukrainie, die Wideraufnahme der chinesischen Wirtschaft und die allgemeinen Beziehungen zu den Handelsstaaten.

Werden Bauvorhaben wieder gefördert und fallen die Preise auch im Neubau?
Zu dieser momentan sehr angespannten Zinssituation kommen weitreichende politische Entscheidungen. Die kräftige Neubauförderung der letzten Jahre (wirtschaftliches KFW-55 Haus mit Niedrigzins-Darlehen und Finanzzuschuss) entfällt nun seit über einem Jahr und wurde trotz höchster Dringlichkeit nicht angemessen ersetzt. Auch die Neuerungen der seit 01. März 2023 gültigen Neubauförderung bringen nicht die notwendige Abhilfe. Zwar locken diese durch enorm billige Zinsen, jedoch sind diese an hohe Auflagen geknüpft, die zu steigenden Preisen führen, wohingegen die zuschusslose Darlehenssumme verhältnismäßig zu gering ausfällt.

Die Preise für Neubauimmobilien werden sich trotz sinkender Preise für Bestandsimmobilien stabil halten bis steigen. Dies ist begründet durch die enormen Preisanstiege der Inflation, die weiterhin anhaltenden Lieferengpässe, sowie den Fachkräftemangel. Zudem werden im Moment aufgrund der Marktlage nur sehr wenige Bauvorhaben realisiert. Es ist schlichtweg nicht möglich hier die Preise zu senken, da die Kostenseite konstant hoch bleiben wird.

Was bedeutet das für Besitzer von Immobilien mit Sanierungsbedarf?
Auch eine Sanierung von Gebäuden führt trotz höheren Zuschüssen zu ansteigenden Problemen. Dieselben Gründe, aus denen der Neubau preislich angestiegen ist und steigt gelten auch für die Sanierung. Im speziellen gilt das für die energetische Sanierung. So werden beispielsweise für Heizungen, Dämmstoffe, Solar- und PV-Anlagen sowie Fenster mit die höchsten Preisanstiege verzeichnet. Bei einer Kernsanierungen der Gebäudehülle und Haustechnik ist hier bei einem Standard-Einfamilienhaus bereits mit Summen im niedrigen bis mittleren 6-stelligen Bereich zu rechnen.

Ein Verhandlungsspielraum mit Handwerkern ist oft kaum gegeben, da sich diese weniger um Aufträge und vielmehr um ausführende Fachkräfte und um Materialbeschaffung kümmern müssen. Die Immobilienbranche geht von einer Potenzierung dieser Probleme aus. Es ist daher ratsam gerade besonders sanierungsbedürftige Häuser zu verkaufen, um von den momentan immer noch sehr hohen Preisen zu profitieren. Je teurer die Finanzierung und die Sanierung, desto stärker fallen die Preise der Bestandsimmobilien.

Ist es denn nun ein guter Zeitpunkt, um eine Immobilie zu erwerben?
Ja und Nein! Trotz den düsteren Aussichten steht die Wohnungsnot den Problemen entgegen. Der Mietanstieg viel hingegen 2022 verhältnismäßig moderat aus. Experten rechnen daher mit weiterhin steigenden Mieten. Dies ist begründet durch die enorm große Nachfrage (der Bund selbst geht von ca. 700.000 fehlenden Wohnungen aus) und die Umlegung der stark gestiegenen Finanzierungskosten der Investoren.

Durch Anschlussfinanzierungen von Vermietern wird sich dieser Effekt wohl Jahre erstrecken und die Mieten konstant nach oben treiben.

Aufgrund des Fachkräftemangels ist der Bund zudem bestrebt für Zuzüge zu sorgen. Herr Scholz reiste hierfür kürzlich nach Indien, um Fachkräfte für den deutschen Arbeitsmarkt in Deutschland anzuwerben. Mit einem mittel- bis langfristigen Preisrückgang oder gar Preiseinbruch ist daher nicht zu rechnen. Sollten sich die Lage also wieder erholen ist generell mit steigenden Preisen im Vergleich zur jetzigen Situation zu rechnen, was Investoren in die Karten spielt. Trotz diesem Umstand hängt ein risikoarmer Erwerb von den Einkommens- und Eigenkapitalverhältnissen ab. Der Kauf von Bestandsimmobilien birgt größere Risiken als der von Neubau Immobilien. Zwar sind diese verhältnismäßig günstiger, jedoch sind oft die Kosten für anstehende Sanierungsmaßnahmen unabsehbar und die Anschaffungspreise im Moment schwankend.

Neubauimmobilien gelten hingegen aufgrund deren Bauweise nach heutigem Stand der Technik als preisstabiler. Es sollten in beiden Fällen trotz etwas höheren Zinsen jedoch Mindestlaufzeiten von 15 oder sogar 20 Jahre gewählt werden. Oft werden hier zur Absicherung auch Kombinationen gewählt (ein Teil der Finanzierungssumme mit 10 Jahren Laufzeit und ein anderer Teil 20 Jahre, oder im Ganzen 10 Jahre mit gleichzeitiger Einzahlung in einen Bausparvertrag). Viele Käufer wissen nicht, dass Sie ohnehin ein einseitiges Kündigungsrecht nach 10 Jahren haben, sodass bei niedrigeren Zinsaussichten gewechselt werden kann.


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#wohnen
Unser Tipp:



Übersteigt der Kauf einer familiengerechten Neubauwohnung oder gar Einfamilienhaus ihr Budget, erwerben Sie lieber eine risikoarme kleinere Immobilie (2- bis 3-Zimmerwohnung). Damit muss der Wunsch nach dem Einfamilienhaus oder der großen Wohnung nicht platzen. Im Gegenteil! Die Immobilie kann bei Erholung des Marktes als ideales Sprungbrett genutzt werden, um sich eine größere Immobilie anzuschaffen. Achten Sie beim Kauf der Wohnung auf wichtige Kriterien wie energetische Effizienz, Heizungsart und stufenlose Erreichbarkeit. Letzteres ist im Hinblick auf eine alternde Bevölkerung in Deutschland ein wichtiges Verkaufs- oder Vermietungskriterium.

Lesen Sie beim Kauf einer Neubauimmobilie, die sich noch nicht oder nur zum Teil im Bauzustand befindet, sorgfältig die Verkaufsunterlagen durch. Im speziellen gilt das für die Baubeschreibung zur Qualitätssicherung. Sprechen Sie vor Allem mit Ihrer Bank sorgfältig alle Finanzierungsoptionen und deren Vor- und Nachteile durch.




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